Nach vielen Tagen auf Schotterstrassen sind wir dankbar für ein paar Kilometer Asphalt; vorher schüttelt es uns aber auf dem Weg zum Lago Posadas nochmals gehörig durch. Unser Navigationsgerät ist auf „Minimize Time“ eingestellt (wir denken die andere Option „Minimize Distance“ spart uns etwas Diesel) und es führt uns unbarmherzig über die wildesten Strassen, wenn man diese denn überhaupt so nennen kann. Aber endlich angekommen, finden wir einen knallblauen See mit einer imposanten Felsformation und wir übernachten mit diesem herrlichen Ausblick einsam am Ufer.
Die nächsten Highlights lassen nicht lange auf uns warten und wir erreichen El Chaltén mit einer fantastischen Bergwelt inklusive dem beindruckenden Cerro Fitz Roy. Wir schnüren wieder mal die Wanderschuhe und erkunden die schöne Gegend zu Fuss.
Das nächste Ziel führt uns zum gewaltigen Gletscher Perito Moreno. Das ist einer der wenigen Gletscher, welcher noch wächst. Und er kracht und knackt oder wie korrekt ausgedrückt kalbert und wir sitzen stundenlang auf einem Aussichtspunkt und hören zu und staunen. Wieder einmal mehr sind wir einfach nur dankbar, so ein faszinierendes Naturspektakel mit eigenen Augen sehen zu dürfen und nur mit viel Überwindung, aber doch etwas durchgefroren, eisen wir uns am späteren Abend von diesem wunderschönen Anblick los.
Weihnachten feiern wir in El Calafate und geniessen zu Mittag das berühmte Weihnachtslamm auf einer wunderschönen Estancia. Was für ein Schmaus! Abends sitzen wir in der Wohnstube der Campingbesitzer und dürfen beobachten, wie eine grosse Familie den Heiligabend feiert. Es gibt frische Empanadas, viel Wein und zum Dessert einen Schokoladenriegel und punkt zwölf ein Feuerwerk das mehr kracht als leuchtet. Wir geben zu, dass wir an diesem Tag schon gerne auch an einem Tisch mit unserer Familie sitzen würden. Aber wir konnten dafür mit weissen Weihnachten aufwarten, so sind wir am 26. Dezember morgens tatsächlich in einem verschneiten Auto aufgewacht. Nur nebenbei bemerkt; eigentlich wäre jetzt hier Hochsommer....
Ein paar hundert Kilometer weiter südlich und wieder zurück in Chile erreichen wir ein nächstes Highlight unserer Reise, den Nationalpark Torres del Peine. Und wir haben riesiges Wetterglück bei unserer Wanderung zum Mirador del Torres, welche uns mit einem super Ausblick auf die mächtige Bergkulisse belohnt. Wieder sind wir schwer beeindruckt.
Lange schon haben wir davon gesprochen, wie perfekt es doch wäre, am Ende des Jahres am Ende der Welt zu sein und wir haben es tatsächlich geschafft, just am 31. Dezember in Ushuaia einzufahren. Das obligatorische Bild am Hafen darf auch bei uns nicht fehlen. Auf dem Campingplatz fahren an diesem Tag ganze Karavanen von Overlandern ein, wir fühlten uns als wären wir mitten in einer Reisemobilausstellung. Neben den Lastwagen mit Wohnvillen kamen wir uns so richtig klein vor und bekamen auch den einen oder anderen mitleidigen Blick. Aber wir sind uns schnell einig; tauschen möchten wir auf keinen Fall und sind gleich noch ein bisschen mehr stolz auf unser treues, zuverlässiges, sparsames und unauffälliges Camperli. Den Silvester feiern wir dann ganz vielen Reisenden aus aller Welt, einem Tisch voller Leckereien, grossen Steaks auf dem Grill und viel gutem Wein. Wir sind tanzend ins 2016 gerutscht und erinnerten uns daran, dass wir im Jahr zuvor zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal entschieden hatten, diese Reise überhaupt zu tun. Was für ein geniales Jahr 2015 doch für uns war und wie sehr wir uns freuen, dass unser grosses Abenteuer im 2016 weitergehen darf!
Wir bleiben einige Tage in Ushuaia, lernen viele neue Reisende kennen, gewinnen neue Freunde und geniessen viele schöne Stunden beim Austauschen von unseren Reisegeschichten. Annina und Pascal laden am Dreikönigstag spontan zu einem megafeinen Dreikönigskuchen ein, was für eine schöne Überraschung! Und zu guter Letzt klappt es sogar noch mit einem Wiedersehen mit Anne-Lyse und Catherine, mit welchen wir ja bereits einige Tage in Bolivien unterwegs waren und Beat und Silvia, deren Wege sich schon öfters mit den Unseren gekreuzt haben. Zur Feier gehen wir abends alle zusammen essen.
Ja, und dann wurde der Kompass wieder neu eingestellt und die Nase unseres Autos zeigt Richtung Norden. Wir erkunden Feuerland, besuchen eine Kolonie mit Königspinguinen und fahren der Ostküste Argentiniens entlang. Bald schon freuen wir uns auch über wärmere Temperaturen, herrlich! Unterwegs besuchen wir einen versteinerten Wald, was ausschaut wie Holz, ist heute nach tausenden von Jahren Stein. In Puerto Deseado gönnen wir uns eine Bootstour zu der Kolonie den lustig ausschauenden Rockjumper Pinguine und dürfen unterwegs auch Seelöwen und Magellan Pinguine beobachten. Ein schöner und bereichernder Tag! Dann aber zieht es uns weg von der Pampa nach Westen und wir freuen uns wieder auf grüne Wälder, Flüsse und Seen.